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Energetische Sanierung Stoppt den Dämmwahn!
Deutschland wird mit Styroporplatten verpackt. Das ist ökologisch zweifelhaft, absurd teuer, die Häuser gehen schneller kaputt. Und es drohen noch weitere Risiken.
13.05.2014, von Georg MeckDeutschland wird eingepackt: Matratzendicke Dämmplatten verdecken die Außenfassaden - alle angepappt im Namen der Energiewende. „Zwischen 2006 und 2013 sind 3,4 Millionen Wohnungen mit einem Investitionsvolumen von 150 Milliarden Euro gefördert worden“, tönt Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Und findet das prima. Blöd, wer nicht selbst Subventionen abgreift - und damit auch noch Gutes tut: Hey, es geht um den Klimaschutz!
838 bis 953 Milliarden Euro werden bis zum Jahr 2050 in die energetische Sanierung von Gebäuden in Deutschland gesteckt, sagt das Prognos-Institut voraus. Förderprogramm nach Förderprogramm jagt die KfW übers Land, bezuschusst stets vom Steuerzahler. Das Dämmen hat sich in den Rang einer Glaubenslehre vorgearbeitet, die Vorschriften werden permanent verschärft - unabhängig davon, welche Farbkombination in Berlin gerade regiert. Schwarz-Rot hat es zum 1. Mai zur Pflicht erklärt, einen Energieausweis vorzulegen (bei Zuwiderhandlung drohen saftige Bußgelder), zum 1. Januar 2016 werden die „Effizienzstandards“ für Neubauten nochmals um 25 Prozent angezogen.
Nun hat niemand etwas dagegen, Energie zu sparen: Richtiges Heizen, gute Fenster, ein isoliertes Dach sind nie verkehrt. Hilft aber die flächendeckende Vermummung wirklich? Die „Neue Zürcher Zeitung“ spottet bereits über die Deutschen als ein „Volk der Abdichter und Wärmedämmer“: Dämm’ oder stirb! Und die Deutsche Architektenkammer warnt: Hässlichkeit ist auch keine Lösung. „Wenn niemand mehr in einem Gebäude wohnen oder arbeiten will, weil es so hässlich ist, bringt das dem Klimaschutz auch nichts“, spottet Bundesgeschäftsführer Tillmann Prinz.
40 Prozent der insgesamt verbrauchten Energie schlucken die Gebäude, argumentieren die Klimaretter. Um die Erderwärmung zu stoppen, sollen im Jahr 2050 deshalb alle Häuser klimaneutral sein. Da die Sorge ums Weltklima nicht ausreicht, den Hausbesitzern Beine zu machen, schiebt die Politik den Geldbeutel als Argument hinterher: „Dämmen lohnt sich.“ So tönt’s seit Jahr und Tag aus der staatlichen Propagandamaschinerie, verstärkt durch eingebettete Hilfsorganisationen: vornweg die halbstaatliche Dena, immer flink mit Zahlen zur Hand, dazu selbsternannte Klimaretter und Verbraucherschützer. Die Chemieindustrie ist sowieso dafür - schließlich will sie ihr Styropor verkaufen: Je dicker, desto besser.
Energetische Sanierung: Alles rausgeworfenes Geld?
Diese bunte Truppe gönnt sich im Internet Aktionsseiten, die sich neutral und unabhängig geben, dazu eine schlagkräftige Lobby und einen Verband, der Styropor frech für „systemrelevant und unverzichtbar“ erklärt. Für die Dämmprofiteure lohnt sich die Sanierung in jedem Fall, aber auch für den Rest? Nein, ganz im Gegenteil, sagt Konrad Fischer, Architekt in Franken: „An dem Klimbim der Dämmstoffindustrie stimmt praktisch überhaupt nichts“, zürnt der Mann, der es durch Funk und Fernsehen zu einiger Berühmtheit als „Kämpfer gegen den Dämmwahn“ gebracht hat.
Allmählich spricht sich herum, wie zweifelhaft der ökologische Nutzen und wie wacklig das Gerede von der garantierten Dämm-Rendite ist. Architektenkammern warnen ihre Mitglieder bereits vor fahrlässigen Versprechen: „Die theoretisch errechnete Energieersparnis stellt sich so definitiv nie ein“, sagt ein Funktionär in Stuttgart - merkt dies der Kunde nach Ende der Bauarbeiten, kann er den Architekten verklagen. Die ersten Prozesse laufen. Der Verband der Hausbesitzer rät inzwischen davon ab, Fassaden im Nachhinein zu dämmen: Lohnt sich praktisch nie. „Wir empfehlen, nur zu dämmen, wenn eine Fassade ohnehin erneuert werden muss“, sagt Corinna Kodim, Energieexpertin von „Haus & Grund“. Übertrieben findet die Ingenieurin den Aufwand sowieso: „Bei 12 bis 20 Zentimeter dicken Dämmplatten ist das Optimum erreicht, heute trägt man gerne auch mal 30 Zentimeter auf - völliger Humbug.“
Frühestens nach 50 oder 60 Jahren hat sich so eine Investition amortisiert - ein Witz. Harald Simons, Ökonomieprofessor in Berlin, hat genau gerechnet. Ergebnis: Die energetische Sanierung ist ein Desaster, eine „gigantische Fehlallokation von Ressourcen“. Volkstümlicher ausgedrückt: „Alles rausgeworfenes Geld. Wir erleben eine Geldschneiderei mit Heiligenschein.“ Die energetische Sanierung rechnet sich demnach nur unter absurden Konstellationen: In einer Bruchbude, in der es durchs Dach regnet, wohnt eine Großfamilie von Irren, die sämtliche Zimmer auch nachts auf Teufel komm raus hochheizt - dann ist mit Dämmung viel herauszuholen. Das Haus darf allerdings nur ein schlichter, viereckiger Kasten sein - sonst wird die Renovierung schon wieder zu kompliziert und damit zu teuer.
Die theoretische Rentabilität erhöht sich schlagartig, wenn in der Rechnung horrend steigende Energiepreise angesetzt werden: Wer annimmt, Gas ist morgen zehnmal so teuer, schafft sich gerne Styropor an. Wo genau in 20 Jahren der Öl- oder Gaspreis steht, weiß freilich niemand (die düstersten Szenarien sind bisher zum Glück ausgeblieben). Sicher ist, wie die Kosten fürs energetische Sanieren sich entwickelt haben: steil nach oben. Industrie und Handwerk langen fröhlich zu, wenn die Politik ihnen schon die Kundschaft zutreibt. „Die Kosten gehen durch die Decke“, hat Professor Simons nachgewiesen. Ein Heizkessel, der im Zuge des technischen Fortschritts eigentlich im Preis sinken müsste, ist um 48 Prozent teurer geworden zwischen den Jahren 2000 und 2012.
Der Hauseigentümer ist der Dumme
Wenn die Leute schon so viel Geld ausgeben, tröstet es sie wenigstens, dass sie damit Gutes tun, wenn schon nicht die Welt retten, dann zumindest den Wohnkomfort erhöhen, wie ihnen versprochen wird: Wenn dem nur so wäre! Für gedämmte Fassaden erhöht sich das Risiko der Schimmelbildung, warnen Experten. Algen setzen sich fest. „Die Brandgefahr ist zudem ein Riesenproblem“, erläutert Ingenieur Helge-Lorenz Ubbelohde, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Sachverständigen. „Styropor ist stark brennbar. Fängt Styropor einmal Feuer, brennt die ganze Fassade ab.“
Richtig öko ist das Material sowieso nicht. Styropor muss aus Öl produziert und am Ende des Lebenszyklus entsorgt, also verbrannt werden. Und dann hat es einen ganz banalen Nachteil: Styropor ist nicht so stabil wie Stein, folglich anfällig gegen „mechanische Beanspruchung“. Wer an die gedämmte Außenwand einen Gartenschlauch anbringen will, sollte sich das vorher überlegen. Als Feind genügen in jedem Fall spielende Kinder, die einen Stein gegen das Haus werfen, oder Spechte, die ein Loch in die Wand picken: Schon ist die schöne Dämmung dahin. Nach dem Flicken bleibt ein Mangel, die Fassade komplett zu überarbeiten ist sündhaft teuer. Sind viele Kinder in der Nähe, ist das Material deshalb absolut nicht sinnvoll, auch nicht fürs Erdgeschoss entlang von Straßen, sagt der Sachverständige Ubbelohde: „Davon raten wir dringend ab.“
Der Dumme ist der Hauseigentümer, für „Dämmung gibt man viel Geld aus und muss sein Haus viel eher reparieren“, klagt Verbandsfrau Corinna Kodim. „Die Haltbarkeit eines Hauses wird drastisch eingeschränkt.“ Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert stehen noch, im Fall von Styropor streiten sich die Gelehrten, ob die Dämmung nach 15, 20 oder 30 Jahren auszutauschen ist.
Und wo bleibt das Positive? Doch, es gibt auch eine gute Nachricht: Wer der Dämmlogik nicht glaubt, ist nicht hilflos, er kann die Vorgaben unterlaufen. Wie das geht, erläutert Architekt Konrad Fischer: Der Bauherr solle einen Antrag stellen und sich vom „Zwang zur Dämmung, Luftdichtheit, Dreifachbefensterung und Heizungsvernichtung“ befreien lassen: „Wenn es nicht wirtschaftlich angemessen ist, kann nach Gesetzeslage niemand, auch nicht der Staat, einen dazu zwingen. Weist der Berater oder Planer darauf nicht hin, macht er sich strafbar.“